Reformierte Kirche Fehraltorf

Kirchenbauten

Eine der Konstanten der Geschichte ist bekanntlich der Wandel. Dies lässt sich an den Veränderungen der wohl über tausendjährigen Geschichte der Kirche von Fehraltorf am besten erkennen. Für den Neuzuzüger, aber auch den Interessierten ist es bestimmt dienlich, diesem kleinen Exkurs über die Baugeschichte unserer Kirche zu folgen, vermittelt er doch einen besonderen Einblick in unser Gemeindeleben.

Auch wenn die Gemeinde Fehraltorf in den letzten beiden Jahrzehnten stark gewachsen und vom wandelnden Charakter der Architektur geprägt worden ist, wird die Dorfmitte nach wie vor von der Kirche und ihrem mächtigen Turm bestimmt. Über Jahrhunderte war sie geistliches, wirtschaftliches und politisches Zentrum und, je nach den herrschenden Verhältnissen, einem steten Wandel unterzogen.

Wer an einem vertiefteren Wissen über die bauliche Vergangenheit unseres Gotteshauses interessiert ist, greife zur Baugeschichte der Kirche Fehraltorf von Dr. Hans-Martin Gubler oder zum Band LXVI der "Kunstdenkmäler des Kantons Zürich".

Die mittelalterlichen Kirchenbauten

Archäologische und bauanalytische Untersuchungen des Baugrundes im Jahre 1970 ergaben, dass vor der heutigen Anlage zwei ältere Kirchen bestanden. Die ältere entsprach einem Rechteck von 6,8 m Länge und 5,2 m Breite. Offensichtlich handelte es sich um eine Kapelle, die noch im karolingischen Zeitalter, d.h. im 9. Jahrhundert errichtet worden war. Ein zweiter Kirchenbau wurde, vermutlich im 11. Jahrhundert um die erste Kirche herum angelegt. Dabei handelte es sich nicht mehr um eine karolingische, sondern, dem fränkischen Zeitalter entsprechend, um einen romanischen Kirchenbau, der nach Osten hin mit einer halbrunden Altnarnische (Apsis) abschloss. Der nun wesentlich grössere Bau wies bereits die Masse von 11,4 m Länge und 7,4 m Breite auf. Bemerkenswert ist, dass die ersten beiden Kirchen von der sonst üblichen Ostrichtung abwichen und auf den Aufgangspunkt der Sonne am längsten Tag des Jahres hinwiesen. Dieser Punkt befindet sich übrigens über dem Eggisförli.

Der Bau der dritten Kirche, deren Substanz bis zu den Umbauten von 1906-1911 erhalten blieb, dürfte im 13./14. Jahrhundert und im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts errichtet worden sein. Weshalb man die Richtung der Neuanlage veränderte, lässt sich offenbar nicht mehr eruieren. Dieser nun spät-romanische Bau wies die beachtlichen Masse von 14,9m auf 9,8m für das Langhaus und 5,4m auf 6,5m für den Chor auf. Möglicherweise wurde auch im ausgehenden 15. Jahrhundert ein Turmneubau im Zusammenhang mit der Anschaffung neuer Glocken in den Jahren 1495 und 1498 unumgänglich.

Bis zum Vorabend der Reformation wurde die Kirche Fehraltorf mit Wandmalereien ausgestattet. Solche Malereien gab es bereits früher im Chor. Ende des 15. Jahrhunderts hat ein unbekannter Künstler die Wände von Langhaus und Chor mit Fresken bemalt. Diese Wandmalereien dienten wohl dem Zweck, den Kirchbesuchern, die des Lesens unkundig waren, die Heilsgeschichte näher zu bringen. Im übrigen muss man auch davon ausgehen, dass vor der Reformation in der kleinen Kirche, in welcher durch die niedrigen Fenster und die Wandmalereien ein eher dämmeriges Licht herrschte. Damals standen in der Kirche wahrscheinlich drei Altäre, einer im Chor und zwei im Langhaus. Vermutlich war die Kirche Fehraltorf in der vorreformatorischen Zeit der Mutter Gottes - Maria - geweiht. Jedenfalls wurde ein Marienaltar 1481 erstmals aktenkundig. Seit 1536 gab es einen Katharinenaltar, und 1504 wurden als Patrone eines dritten Altars die Heiligen Cyrill und Ludger genannt.

Missliche Priesterverhältnisse bewirkten offenbar, dass die Reformation in Fehraltorf schon 1527 Einzug hielt, nachdem sie nur vier Jahre früher, d.h. 1523, unter Zwingli, Zürich erfasst hatte. Wandmalereien jeglicher Art verschwanden unter der Tünche und die Kirchenzierden wurden verkauft, die gewonnenen Gelder dem Armenfonds zugewiesen.

Fortan hielten sich die Aufwendungen für Veränderungen in reformatorisch engen Grenzen. 1629 wurde immerhin eine neue Kanzel in Auftrag gegeben. Die Holzarbeit eines vermutlich einheimischen Tischmachers entspricht dem Stil der Renaissance und zieht in der heutigen Zeit, neben der neuen Orgel, den Blick des Kirchbesuchers auf sich. Dass ihrer sorgfältigen Gestaltung grosse Aufmerksamkeit geschenkt wurde, hängt wohl mit dem theologischen Stellenwert der Kanzel seit der Reformationszeit zusammen.

Im 17. Jahrhundert wurden auch verschiedene Bibelsprüche an die Kirchenwände gemalt. Lesen und Schreiben hatten sich mittlerweilen durch den Protestantismus bedingt verbreitet, so dass man sich nicht mehr mit Bildern, sondern erbauenden Texten an die Kirchgänger wandte. In derselben Zeit, 1673, wurde auch eine Gemeindelade, eine Truhe aus Nussbaumholz zur Aufbewahrung wichtiger Dokumente angeschafft. Im Jahre 1704 konnte die Ausstattung der Kirche mit dem Taufstein abgeschlossen werden, welcher die Kirche heute noch ziert. Es war ein Geschenk von Heinrich Tobler, Fähnrich der Grafschaft Kyburg. Er verewigte sich dementsprechend mit Inschrift und Wappen. Offenbar war die Kirche zu etwelchem Reichtum gelangt, bestellte man doch 1714 und 1719 bei einem Zürcher Zinngiesser Tauf- und Abendmahlsgeschirr. Wenn man auf die Verwendung von Edelmetall verzichtete, lag dies an der Nüchternheit, welche die von der Reformation geprägte Kirche kennzeichnete. Erst 1883 wagte man sich, die alten Geräte durch vier silberne Becher zu erweitern.